Auf Allgäuer Ehrlichkeit und Kompetenz gebaut

Interview mit Dominik Buhl, Geschäftsführer der hagenauer GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Buhl, Sie sind Geschäftsführer der hagenauer GmbH, einem Familienunternehmen aus dem Allgäu, das eng mit der Region verwurzelt ist und sich durch Großprojekte auch international einen hervorragenden Ruf erarbeitet hat. Wie kam es dazu?

Dominik Buhl: Martin Hagenauer gründete das Unternehmen 1990 als kleine Schreinerei auf dem elterlichen Hof und baute es kontinuierlich aus. Bereiche wie der Fensterbau, der Ausbau von Luxuslinern oder die Ausstattung von Kliniken wurden sukzessive hinzugenommen, ebenso andere Gewerke. Als ich 2005 einstieg, wurden erste große GU-Ausbauprojekte wie das Hotel Breidenbacher Hof in Düsseldorf oder das Ritz Carlton in Wien realisiert. Auch die 2010 erfolgte Übernahme des nahezu insolventen polnischen Möbelherstellers mebloform, der heute mit 180 Mitarbeitern ein erfolgreicher Möbelproduzent für die gehobene Kettenhotellerie ist, hat die Entwicklung maßgeblich beeinflusst.

Wirtschaftsforum: Gab es weitere Meilensteine?

Dominik Buhl: Wir haben unseren Kompetenzbereich als Generalunternehmer im Laufe der Jahre weiterentwickelt, um weitere Marktpotentiale zu erschließen; heute ist die Kernsanierung Kernkompetenz von hagenauer. Seitdem setzen wir erfolgreich auf das open book Verfahren, das heißt, wir pflegen eine transparente Kommunikation mit den Kunden, bei der Kosteninformationen komplett offengelegt werden.

Wirtschaftsforum: Wie sieht die Aufstellung des Unternehmens nach dieser dynamischen Entwicklung aus und gehen Sie von einer ähnlichen Entwicklung in den nächsten Jahren aus?

Dominik Buhl: Die Gruppe beschäftigt 280 Mitarbeiter und hat einen Umsatz von 100 Millionen EUR. Während sich mebloform in Polen auf FF&E, also Furniture, Fixtures and Equipment, konzentriert, liegt der Fokus von hagenauer auf der Kernsanierung. Wir realisieren Großprojekte mit einem Auftragsvolumen von bis zu 150 Millionen EUR; momentan zum Beispiel das Mandarin Oriental in Wien, die Hamburger Universität und einen größeren Bürokomplex in Berlin. mebloform hat mit kurzfristigen Aufträgen zu tun, hagenauer mit Großaufträgen, die bis Ende 2025 laufen. Prognosen für die Zukunft sind aufgrund der momentanen Situation in der Baubranche schwierig. Gestiegene Zinsen, hohe Baupreise und der Wegfall von Förderungen haben Kunden verunsichert und zu einer zurückhaltenden Investitionsbereitschaft geführt.

Wirtschaftsforum: Wie sieht ihr Werdegang bei hagenauer aus und wo liegt ihr Tätigkeitsschwerpunkt?

Dominik Buhl: Ich bin 2005 als Student im Rahmen meines dualen BWL-Studiums bei hagenauer eingestiegen und wurde dann zunächst im kaufmännischen Bereich/Controlling übernommen. Mit dem Kauf der mebloform 2010 wurde ich Geschäftsführer der polnischen Tochter, 2016 Geschäftsführer von hagenauer. Für hagenauer übernehme ich vorwiegend kaufmännische und strategische Aufgaben, da Martin Hagenauer sehr viel auf den Baustellen präsent ist und die operative Leitung innehat. Mein Schwerpunkt liegt bei mebloform; dort gibt es vor Ort einen deutschsprachigen Betriebsleiter, ich verantworte sämtliche Tätigkeitsfelder von der Kalkulation, über Auftragsannahme, Abwicklung und Übergabe bis zur Schlussrechnung. Zudem bin ich für Personalfragen oder den Maschinenpark verantwortlich. Als künftige Herausforderungen sehe ich die Digitalisierung und Automatisierung an; hier stehen wir gerade erst am Anfang. Auf allen Baustellen wird mit Laptops und iPads gearbeitet, Bauleiter haben immer die aktuellen Baupläne auf den Endgeräten, so dass sich Gänge zum Büro erübrigen und die Papierflut eingedämmt wird. Auch in der Produktion befinden sich an den meisten Arbeitsstationen PCs, so dass Mitarbeiter sich entsprechende Daten einfach einholen können. In der Bauabwicklung setzen wir seit langem auf das Lean Construction Management. Ein weiteres Thema, das immer stärker in den Vordergrund rückt, ist die Nachhaltigkeit. Nachhaltiges Bauen mit Erfüllung der entsprechenden Zertifikats-Vorgaben wird mittlerweile bei den meisten Projekten gefordert.

Wirtschaftsforum: Trotz Krise in der Bauindustrie – wie blicken Sie nach vorn?

Dominik Buhl: Hagenauer steht für die Werte kompetent, ehrlich, zuverlässig. Genau deshalb empfehlen uns Kunden weiter. Wir haben mit der mebloform in den letzten Jahren viele große Hotels in Deutschland und der DACH-Region errichtet; nach spätestens 10 bis 15 Jahren stehen üblicherweise Sanierungen an. Und auch im Bereich GU-Geschäft hagenauer werden regelmäßig, v.a. in den Ballungsgebieten große Neubau- und Sanierungsprojekte geplant. Für uns wird es damit auch in Zukunft genug Arbeit geben.

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