Was der Seele guttut

Interview mit Andrea Traub, Geschäftsführerin der Klinik am schönen Moos Saulgau GmbH und der Akutklinik am schönen Moos GmbH

Wirtschaftsforum: Frau Traub, Sie leiten eine große Rehaklinik im oberschwäbischen Kurort Bad Saulgau. Worauf liegt der Fokus Ihrer Einrichtung?

Andrea Traub: Wir kümmern uns um die Seele des Menschen, im Rahmen von medizinischen Rehabilitationsbehandlungen, die in der Regel zwischen fünf und sieben Wochen dauern. Wir behandeln ein breites Spektrum von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen, von Ängsten, Burnout, Depressionen und Zwängen bis hin zu Persönlichkeitsstörungen, chronischen Schmerzen, Erschöpfungszuständen und Schlafstörungen.

Hinzu kommen spezielle Angebote, zum Beispiel im Rahmen der Trauerbewältigung oder bei posttraumatischen Belastungsstörungen, und psychosomatische Behandlungen für bestimmte Zielgruppen, beispielsweise für Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Die Patienten kommen zu uns nach der Behandlung beim Arzt, welcher eine Reha empfohlen hat.

Darüber hinaus bieten wir ambulante Nachsorge nach einer Reha, die sogenannte Psy-RENA oder psychosomatische Rehabilitationsnachsorge. Bei allen Therapieangeboten gehen wir von einem ganzheitlichen Verständnis des Menschen aus. Körperliche, seelische, soziale und umweltbedingte Faktoren stehen immer miteinander in Verbindung und beeinflussen sich gegenseitig. Mit unserem Behandlungsangebot wollen wir dazu beitragen, dieses Zusammenspiel im Gleichgewicht zu halten.

Wirtschaftsforum: Zusätzlich sind Sie Geschäftsführerin der Akutklinik Bad Saulgau, die direkt nebenan liegt.

Andrea Traub: Die Akutklinik ist eine Privatklinik für die Krankenhausbehandlung von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen. Rehamaßnahmen werden dort nicht durchgeführt. Beide Kliniken gehören zur CURA-Gruppe mit Sitz in Berlin.

Wirtschaftsforum: Wie groß sind die beiden Kliniken?

Andrea Traub: In der Klinik am schönen Moos haben wir 180 Betten und ebenso viele Mitarbeitende, in der Akutklinik sind es 65 Betten und 100 Mitarbeitende.

Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre Patienten?

Andrea Traub: Im Fall der Klinik am schönen Moos erhalten wir entsprechende Zuweisungen von den Rentenversicherungen und Krankenkassen. Bei der Akutklinik als Privatklinik haben die Patienten ein Wahlrecht, in welche Klinik sie wollen. Insgesamt behandeln wir alle Altersgruppen von 18 bis zum Senior.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich die Nachfrage nach Behandlung von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen in den letzten Jahren entwickelt?

Andrea Traub: Durch die Coronapandemie und den Ukrainekrieg hat der Bedarf deutlich zugenommen. Wir beobachten vor allem eine deutliche Zunahme von Ängsten und Panikattacken bei vielen Menschen. Auch der Trend zum Homeoffice in vielen Branchen hat Auswirkungen, von Vereinsamung aufgrund fehlender sozialer Kontakte bis zur Verwahrlosung, weil Strukturen fehlen. In der Arbeitswelt kommt es außerdem verstärkt zu Mobbing, Überlastung und Burnout-Erscheinungen, hier zeigt der demografische Wandel seine Folgen. Wenn immer mehr Fachkräfte fehlen, bedeutet dies mehr Arbeit für den Einzelnen.

Wirtschaftsforum: Sind Sie froh, dass die Coronapandemie vorbei ist?

Andrea Traub: Auf jeden Fall, die Verpflichtung zum Tragen eines Mundschutzes war sehr einschränkend für uns. Wir arbeiten mit Sprache und Mimik, und das wurde durch den Mundschutz stark begrenzt.

Wirtschaftsforum: Nutzen Sie auch digitale Tools im Klinikalltag?

Andrea Traub: Ja, das wird immer mehr, wir haben sogar einen Servierroboter im Speiseraum. Im Behandlungsspektrum spielt das Thema allerdings keine so große Rolle. Es gibt zwar Suchterscheinungen, zum Beispiel bei übermäßiger Smartphone-Nutzung, aber die werden bei uns nicht therapiert.

Wirtschaftsforum: Welche Faktoren würden Sie als maßgeblich für den Erfolg Ihrer Kliniken bezeichnen?

Andrea Traub: Die Therapiedichte, also das breite Behandlungsspektrum, das wir vor Ort abdecken, inklusive Einzeltherapie, sowie die professionelle Versorgung und die eingehende Diagnostik, die wir anbieten. Hinzu kommt das ganze Setting, die wunderschöne Lage unserer Kliniken im Kurort Bad Saulgau direkt neben dem großen Kurpark und umgeben von Natur. Last but not least, unser umfassendes Angebot im Bereich der medizinischen berufsorientierten Reha, welches vor dem Hintergrund des Wandels in der Arbeitswelt immer stärker nachgefragt wird.

Wirtschaftsforum: Sehen Sie optimistisch in die Zukunft?

Andrea Traub: Wir gehen davon aus, dass der Bedarf an Rehamaßnahmen im Bereich der psychosomatischen Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie weiter steigen wird. Voraussetzung für eine effektive Behandlung ist ausreichend Fachpersonal. Bisher haben wir es aber immer geschafft, alle Stellen qualifiziert zu besetzen. Ein Problem ist jedoch die fehlende Akzeptanz in der Gesellschaft für psychische Erkrankungen. Man sieht nicht, wenn es der Seele nicht gut geht, da gibt es keine Pflaster. Deshalb sollte die Aufklärung über seelische Erkrankungen stärker gefördert werden.

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